Bald auch mäht die Pest die hilflosen Landmänner nieder, und in den Mauern der großen Stadt errichtet sie Herrschaft. Erst beginnt das Gedärm zu brennen, dann schleichendes Fieber Rötung zeigt an und schmerzhaft keuchendes Atmen, von Feuer anschwillt die rauhe Zunge, vertrocknet von hitzigem Atem starren die Münder und schnappen nach Luft in mühsamen Zügen. Bett und Lager sind unerträglich und jegliches Laken, nackt auf die Erde legt man sich bäuchlings, doch wird nicht der Körper abgekühlt von dem Grund, sondern heiß wird der Grund von den Körpern.
Pervenit ad miseros damno graviore colonos pestis et in magnae dominatur moenibus urbis. viscera torrentur primo, flammaeque latentis indicium rubor est et ductus anhelitus; igni aspera lingua tumet, tepidisque arentia ventis ora patent, auraeque graves captantur hiatu. non stratum, non ulla pati velamina possunt, nuda sed in terra ponunt praecordia, nec fit corpus humo gelidum, sed humus de corpore fervet.
Ätsch, spricht der Herr Solminore, nun gibt es statt Distichen diese. Bleibt er den Fasti auch treu, nötigen läßt er sich nicht!
Wenn erst der Sternenfuß tief in den Brunnen steigt, auf Zehen Spitz der Mond lockend an Scheiben schlägt, will ich den Windkrug fort ins Helle tragen, zum Zelt deiner fernen Augen.
Lange im Winterschlaf ruhten die Knie uns, tollkühn von Dunkelheit schwärzte das Haus der Docht. Grübelt die Tür noch über Fernen, leert sich das Glas, wo du trankst, von Lippen.
Noch stehn die Häuser leer, alle, des kahlen Jahrs. Kein Zimmer weiß noch, wie, wenn du mich küßt, es braust. wie, wenn die Tür du schließt und da bist, Lampe und Fenster und Licht sich umdrehn.
Was mir dein Kuß daließ, Feuchtes der letzten Nacht, wie mich vor Jahr und Tag labte dein nasser Mund, zeigten die Spinnen mir im Spiegel, wärmte um hundertstel Grad die Stürme.
Wenn erst nur weicher ruht Schatten vom Uhrenturm; wenn erst der Weg sich schält, abwirft die alte Haut, schaff ich ein Fensterglas aus Blicken, beicht ich dem Schloß meiner Liebe Namen.
Wenn dann das Zwielicht prägt Vögel in weiche Nacht. Finger am Quellengrund lösen vom Tag den Bann: Komm, wenn das Licht enthüllt die Ströme, deute mir's Lächeln des Finks im Winkel.
Sterben von Hunden zuerst und von Vögeln und Schafen und Rindern, Sterben von Wild auch anzeigt die plötzliche Wirkung der Seuche. Fassungslos sieht die starken Stiere kippen der Landmann, und wie plötzlich beim Werk sie sich krümmen inmitten der Furche. Jämmerlich blöken die wolletragenden Herden der Schafe, ganz ohne Schur, von allein fällt die Wolle, die Körper verfaulen; Einstmals so flink, das Pferd, das prächtige Glanzstück der Bahn, geht langsam zugrunde; des Preises und früherer Ehren vergessend stöhnt es am Gatter, dem Tode geweiht durch wehrlose Schwäche. Nicht denkt an Zorn noch der Eber, der Hirsch nicht, aufs Laufen zu setzen, noch darauf sinnen, den wehrhaften Pflugstier zu reißen, die Bären. Alles fällt in Erstarrung: in Wäldern, auf Feldern und Wegen liegen die schwärenden Körper, Gestank verpestet die Lüfte. Seltsam, daß Hunde das Aas nicht und auch nicht gefräßige Geier noch die grauen Wölfe anrühren; so fault und zerfällt, was tötet mit seinem Hauch und die Ansteckung weit übers Land trägt.
strage canum primo volucrumque oviumque boumque inque feris subiti deprensa potentia morbi. concidere infelix validos miratur arator inter opus tauros medioque recumbere sulco; lanigeris gregibus balatus dantibus aegros sponte sua lanaeque cadunt et corpora tabent; acer equus quondam magnaeque in pulvere famae degenerat palmas veterumque oblitus honorum ad praesepe gemit leto moriturus inerti. non aper irasci meminit, non fidere cursu cerva nec armentis incurrere fortibus ursi. omnia languor habet: silvisque agrisque viisque corpora foeda iacent, vitiantur odoribus aurae. mira loquar: non illa canes avidaeque volucres, non cani tetigere lupi; dilapsa liquescunt adflatuque nocent et agunt contagia late.
Frischfleisch ausverkauft, Reis, Nudeln, Tomatensaucen ausverkauft, Hygieneartikel aller Art schon seit Tagen ausverkauft, und jetzt ist auch mein Lieblingswein weg. Die Leute haben Geschmack: der ist nicht einmal günstig. Aber hätten die Idioten zum Hamstern nicht die Plörre aus dem Tetrapak nehmen können? Man ist entschlossen, scheint mir, die Krise auf hohem Niveau zu feiern.
Schlimm war die Pest, die der Zorn der maßlosen Iuno den Völkern sandte, aus Haß auf das Land, weil es trägt den Namen der Kebse. Da man das Übel für irdisch noch hielt und den boshaften Grund nicht kannte für solches Verderben, wehrte man sich mit der Heilkunst: Aber das Sterben hielt an, weder Pille noch Trank zeigte Wirkung. Anfangs drückte der Himmel mit undurchdringlicher Schwärze schwer auf das Land und hielt fest eine träge Hitze mit Wolken; während viermal die Hörner verband und den Kreis wieder füllte Luna, und, viermal geschwunden, zur vollen Scheibe heranwuchs, wehte ein warmer Süd, der Hitze brachte und Pesthauch. Fest steht, daß auch in die Brunnen und Tümpel gelangte das Übel, und auch, daß Schlangen zu tausenden durch die verwilderten Felder streiften, wobei sie mit bösem Geifer die Flüsse verseuchten.
dira lues ira populis Iunonis iniquae incidit exosae dictas a paelice terras. dum visum mortale malum tantaeque latebat causa nocens cladis, pugnatum est arte medendi: exitium superabat opem, quae victa iacebat. principio caelum spissa caligine terras pressit et ignavos inclusit nubibus aestus; dumque quater iunctis explevit cornibus orbem Luna, quater plenum tenuata retexuit orbem, letiferis calidi spirarunt aestibus austri. constat et in fontis vitium venisse lacusque, miliaque incultos serpentum multa per agros errasse atque suis fluvios temerasse venenis.
Ich warte schon auf die Einführung des Handels mit Flüchtlingszertifikaten.
(Felsenfest davon überzeugt, daß mir ein anderes Leben bestimmt gewesen, grübelte ich seit Jahren darüber nach, wann eigentlich was genau schiefgelaufen war.)
(Zu viele Gedanken um immer das Gleiche. Wenn ich das Laufen irgendwann aufgebe, dann nicht deshalb, weil der Sport mir zu anstrengend ist, sondern weil mich mein weltrettendes Monologisieren erschöpft.)
(Jetzt geht das Theater wieder los, daß über die sogenannte Wahl in den USA ausführlicher berichtet wird als über den Bundestagswahlkampf. Es scheint fast so, daß die Politik der USA größeren Einfluß auf die Bürger Deutschlands hat als deren eigene Regierung.)
(Jonathan Franzen empfiehlt, einzusehen, daß der Klimawandel nicht aufzuhalten ist, und plädiert dafür, sich um lösbare Probleme zu kümmern. Damit ist er selbst Teil des Problems, dessen Unlösbarkeit er behauptet.)
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