(Mit Nachwuchs)
Wie ein Gartenmöbel hat es da gestanden, als Tier erst zu wenig wirklich, um es zu glauben, dann zu wirklich, die Apperzeption gerät ins Schwanken, wird seekrank. Bis man endlich das Lebendige begriff, so erschreckend, als hätte es einen angeatmet. Da stand es, die zwei Körperhälften jeweils andere Absichten hegend, die Hinterläufe wollten schon weg, die Vorderläufe blieben neugierig. Das Ergebnis des Zwiespalts, war, daß das Tier wie leblos verharrte. So klar exponiert und verwundbar, daß ich nicht anders konnte als erstaunt zu sein über meine eigene Harmlosigkeit. Aber ich hätte niemals wie Thoreau Stunden um Stunden stehen können, so unbeweglich, daß mich die Tiere für ein Teil der unbelebten Natur hätten halten und auf mir herumklettern mögen. Im Falle des Rehs, daß es mich beschnuppert hätte oder vielleicht an meinem Ärmel geknabbert, um dessen Verzehrbarkeit zu prüfen. Ich bin ein ungeduldiger Beobachter, ich will, daß etwas passiert, und zwar gleich, und sei es auch nur, daß das Tier flieht und mich aus der Last der Beobachtung und des endlosen Moments entläßt, in den es uns beide doch selbst verzaubert hat.
Und dann zerbersten alle Momente in Flucht. Das Reh hüpft wie über Hindernisse, über imaginäre Barren oder Leinen oder Felsen, vielleicht diente dieses Hüpfen mal einem Zweck, der längst vergessen ist, und nun kann das Reh nicht mehr anders und hüpft, springt über imaginäre Hürden. Es springt mit einer Munterkeit, Ausgelassenheit nicht unähnlich, der man den tödlichen Ernst, der für das Tier diese Flucht doch sein muß, nicht anmerkt, hüpft mit seinen Kapriolen nicht einmal besonders schnell zum Rand der Wiese, wo es hinter einem Haufen Grünschnitts Deckung sucht, offensichtlich weiß es, daß ich nicht durch Äste hindurchsehen kann. Einen Moment recken sich noch die Lauscher hinter dem Haufen, wie Antennen, dann verschwinden auch diese.