Die Schlacht (2)

Nach diesen geschichtsphilosophischen Überlegungen geht es dann endlich los. Die Schlacht beginnt mit einem Geschoßhagel, der den Himmel verdüstert: ... ferro subtexitur aether / noxque super campos telis conserta pependit "Vom Stahl wird der Himmel überzogen und dichte Nacht hing über dem Schlachtfeld" Dann läßt Pompeius seine Soldaten in enger Formation Schild an Schild (nexis umbonibus)vorrücken, was sich als nachteilig erweist, da sie zusammengepfercht in der Reihe keinen Bewegungsspielraum haben und "ihre eigenen Schwerter fürchten" (acies ...gladiosque suos conpressa timebat). Caesar greift in Keilformation an und bricht eine Bresche in die gegnerischen Reihen. "Die eine Seite handelt, die andere erleidet", bemerkt die Erzählstimme lapidar. Aktiv--passiv, offensiv-defensiv, die Rollen sind von Anfang an so verteilt, daß Caesar die Initiativen zufallen und Pompeius, dem großen Zögerer, der ja nur auf Drängen seiner Generäle sich der Schlacht gestellt hat, die Reaktion. Pompeius zieht seine Reiterei über die Reihen der Infanterie hinaus auseinander und schickt leichtbefaffnete Hilfstruppen in ungeordneter Aufstellung zu einer Attacke mit Pfeilen, Wurffackeln und Bleigeschossen gegen Caesars vorderste Reihe. Der fürchtet, daß der heftige Ansturm seine Reihen ins Schwanken bringen könnte, hält Kohorten "schräg hinter den Feldzeichen" (tenet obliquas post signa cohortes) zurück und schickt sie dem Feind in die berittene Flanke, wo eine Mêlée entstanden ist. Die Flügel läßt er (non motis cornibus) in ihrer ursprünglichen Position verharren. Dieses Manöver verwirrt die Pompeianische Reiterei; sobald das erste Pferd stürzt und seinen Reiter zu Tode trampelt, entsteht Panik, die Reiter wenden, fliehen und stürzen in ihre eigenen Reihen. perdidit inde modum caedes -- Daraufhin hat das Schlachten kein Maß mehr. Bislang haben Römer gegen ausländische Hilfstruppen gekämpft, nun aber, im Zentrum von Pompeius' Heer, stehen sich Geschwister, stehen sich Söhne und Väter als Feinde gegenüber, und hier "enthüllt sich die ganze Unmenschlichkeit Caesars", ist er es doch selbst, der seine Soldaten zum Morden anstachelt. Was genau dort geschieht, sähe der Dichter lieber in Dunkel gehüllt:
non illic regum auxiliis collecta iuuentus
bella gerit ferrumque manus mouere rogatae:
ille locus fratres habuit, locus ille parentis.
hic furor, hic rabies, hic sunt tua crimina, Caesar.
hanc fuge, mens, partem belli tenebrisque relinque,
nullaque tantorum discat me uate malorum,
quam multum bellis liceat ciuilibus, aetas.
a potius pereant lacrimae pereantque querellae:
quidquid in hac acie gessisti, Roma, tacebo.

"Hier führen nicht mehr die geliehende Mannschaften fremder Könige den Krieg mit Hilfstruppen, nicht mehr Hände, die man gedungen hatte, das Schwert zu nehmen: Auf diesem Kampfplatz standen sich Brüder, standen sich Eltern und Kinder gegenüber. Dieses Rasen, dieser Wahnsinn, das ist dein Verbrechen, Caesar. Verstand, mach einen Bogen um diesen Teil des Krieges und belaß ihn im Dunkel, kein späteres Zeitalter soll durch mich als Dichter solch großen Übels erfahren, was in Bruderkriegen alles geschehen kann. Ach, sollen doch die Tränen, sollen die Klagen vergeblich sein: Ich werde nicht erzählen, was du, Rom, in dieser Schlacht angerichtet hast."