Mehr Lucan

Mal wieder ein Beispiel schwieriger Syntax (651--653):

... nam, quamuis Thessala uates
uim faciat fatis, dubium est, quod traxerit illuc
aspiciat Stygias an quod descenderit umbras.

dubium est leitet eine Entscheidungsfrage ein, deren Glieder mit an "oder" verknüpft sind. Die Unübersichtlichkeit des syntaktischen Geschehens kommt hier einmal dadurch zustande, daß die abgefragten Alternativen in Kausalsätzen stecken ("ob ... weil .... oder weil ...") und zum andern die kausalen Alternativen durch den Hauptsatz, von dem sie abhängen, gesperrt sind. Drittens aber erfordert die Logik eigentlich, daß man den Hauptsatz doppelt, also "... ob x weil y, oder ob x, weil z" --> "... ob x weil y oder weil z", wie wir das im Deutschen ja auch machen würden. Und viertens müssen wir Stygias ... umbras zweifach deuten, einmal als Objekt zu aspiciat, dann als Objekt zu traxerit. Doch der Reihe nach. Lösen wir zuerst mal die Sperrung auf, dann kriegen wir:

dubium est, aspiciat Stygias umbras, quod traxerit illuc, an, quod descenderit.

Dann ergänzen wir ein Objekt für traxerit:

dubium est, aspiciat Stygias umbras, quod eas traxerit illuc, an, quod descenderit.

Und dann können wir noch den Satz logisch auffalten:

dubium est, aspiciat Stygias umbras, quod eas traxerit illuc, an aspiciat Stygias umbras, quod descenderit.

"Fraglich ist, ob sie die Unterweltsschatten erblickte, weil sie sie emporgezogen hatte, oder weil sie hinabgestiegen war."