Lucan, Pharsalia V 1-27. Zu Beginn von Buch V, Anfang des Jahres 48 V. Chr. sind die Anführer der Bürgerkriegsparteien nach Gewinnen und Verlusten auf beiden Seiten immer noch "gleichauf" (pares). Lentulus, abdankender Konsul des Jahres 49, beruft die geflohenen Senatoren zur Sitzung nach Epirus. Dort versammelt sich, was man heute wohl eine Exilregierung nennen würde, mit allem Schmuck und allem verbliebenen Pomp; aus dem Feldlager (castra) wird die Kurie. Die Rede, mit der Lentulus die Senatoren dazu aufruft, optimistisch zu sein, greift die Invokation der Symnolik der Amtsgewalt durch die Erzählerstimme (tot strictas iure securis / tot fasces "all die blanken Beile, all die Rutenbündel") wieder auf. Blickt nicht darauf, in welchem winkel der Erde wir uns notgedrungen versammeln; schaut nicht darauf, wie fern wir von Rom sind; lenkt euren Blick auf die Erscheinung eurer Schar: Wir sind der Senat. Egal, wo wir uns befinden, bei den Hyperboräern oder am Äquator, die Ämterwürde folgt uns, der Oberbefehl ist unser Begleiter (imperiumque comes). -- Man kommt nicht umhin, in solchen Äußerungen etwas Verzweifeltes zu sehen. Lentulus klammert sich ans Recht, an die Rechtmäßigkeit, an die große, jahrhunderte fortgesponnene Erzählung der Römischen Republik -- an die ja doch keiner derer, die über Legionen verfügen, mehr glaubt, auch Pompeius nicht. Aber auch das Recht benötigt die Beile der Gewalt, da hilft keine Beschwörung.


Ein hübsches Gedichtchen.


Ein Rat, dem ich auf diesen Seiten folge.