Der große Filter. Gemeint ist damit eine Art Barriere, die die Entwicklung einer intelligenten Spezies zu eine interstellaren Spezies blockiert. Eine solche Barriere könnten etwa Gammablitze sein, die mit einer großen statistischen Wahrscheinlichkeit früher oder später jede Zivilisation auslöschen; eine Barriere könnte aber auch die unvermeidliche Selbstauslöschung einer Zivilisation sein, sobald diese einen bestimmten Entwicklungsstand erreicht hat (etwa die Fähigkeit, die Zusammensetzung der Atmosphäre ihres Heimatplaneten zu verändern). Wenn es solche Barrieren gibt, dann stellt sich die Frage, wo die Menschheit steht. Zweifellos ist das Leben auf der Erde wiederholt durch schwere Zeiten gegangen. Wenn wir nun nirgends im Universum auch nur schwächste Indizien für das Blühen interstellarer Zivilisationen entdecken, könnte das daran liegen, daß es bisher noch keiner Zivilisation in beobachtbarer Nähe gelungen ist, eine interstellare Zivilisation zu werden -- sonst hätten entweder wir sie oder -- wahrscheinlicher -- sie uns bereits entdeckt. Sind wir dann die ersten, die es schaffen werden? Haben wir das Nadelöhr bereits hinter uns? Oder steht uns die große Prüfung noch bevor? Wenn ich das richtig verstanden habe, würde die Entdeckung außerirdischer Lebensformen es wahrscheinlicher machen, daß das Nadelöhr erst noch kommt. Denn mit einer solchen Entdeckung würde sich die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Leben überhaupt erhöhen; damit aber auch die Wahrscheinlichkeiten für intelligentes Leben; und damit auch die Wahrscheinlichkeit für interstellare Zivilisationen. Je wahrscheinlicher dies aber ist, desto bedrohlicher muß sein, daß Anzeichen solcher Zivilisationen fehlen. Denn dann muß es etwas geben, das ihre Entstehung verhindert. Und das wäre dann der große Filter. Und das wiederum würde bedeuten, daß wir den Filter vor uns haben und unser Ende nur eine Frage der Zeit ist.


Afranius, dessen Legionen, von Caesars Truppen auf einem wasserlosen Hügel eingekesselt, am Verdursten sind, tritt persönlich vor seinen Gegner und bietet die Kapitulation an. Afranius: Wäre ich von einem unwürdigen Gegner (degeneri sub hoste) in diese Lage gebracht worden, würde ich kämpfen bis zum Tod; vor dir, Caesar um Gnade zu bitten, ist keine Schande. ("Daß ich dich für würdig halte, uns das Leben zu schenken, Caesar, ist der einzige Grund, warum ich dich darum bitte", at nunc causa mihi est orandae sola salutis Dignum donanda, Caesar, te credere uita (Lucan IV 346f)

nec cruor effusus campis tibi bella peregit Nec ferrum lassaeque manus: hoc hostibus unum, Quod uincas, ignosce tuis. "Nicht das vergossene Blut auf dem Feld, noch das Schwert und die erschöpfte Hand, die es führt, haben dir [Caesar] den Krieg gewonnen; dies eine nur verzeih deinen Feinden: daß du (dennoch?) siegst." Ein seltsamer Satz. Poetryintranslation ergänzt ein "still", dennoch, "daß du dennoch gesiegt hast" (also ohne unseren Widerstand). Will Afranius damit sagen, daß eine Kapitulation des Gegners für den Sieger weniger ehrenvoll ist als ein Sieg in der Schlacht?

Ansonsten erspart Lucan dem Leser mal wieder nichts; und die Beschreibung des Durstes und der Qualen der Ausgedörrten, wie sie mit Schertern nach Wasser graben, wie sie Rindenbast kauen und Tau von Zweigen pressen, wie sie nach Art der Tiere Milch direkt aus dem Euter von Vieh zu trinken versuchen, oder, wenn keine Milch mehr kommt, noch das Blut aus dem Euter saugen, wie sie aus schlammigen Pfützen voll Unrats trinken und prompt auch noch Durchfall bekommen; diese Schilderungen also erinnern in der Erfindung der Details wieder an Ovid, ohne jedoch dem Dichter der Metamorphosen in dessen grotesken Übertreibungen zu folgen.


"Das Universum ist zu schön, um nicht von jemandem gesehen zu werden."