Lucan IV 275: uincitur haut gratis iugulo qui prouocat hostem. Herumgerätselt, was damit bitte gemeint sein soll. Der Kontext: von Caesars Truppen eingekesselt, entschließt sich der verzweifelte Feind zu einer todesverachtenden Tat und greift an. Caesar aber befiehlt seinen Soldaten, mit dem Schwert zu sparen und abzuwarten, daß der Ansturm sich von selbst totläuft. Und dabei sagt er die angeführte Gnome, die ich mal unbeholfen-wörtlich als "Nicht ohne Preis wird besiegt, wer den Feind zum Morden provoziert" wiedergeben will. Wie aber findet dieser Allgemeinplatz Anwendung auf die Handungssituation? Das hängt von der Frage ab, auf wen der "Feind" in der Gnome Anwendung findet: Sind es Caesars Feinde, oder ist es der Feind aus Sicht der Feinde, also Caesars eigene Soldaten? Hier folgende Übertragung gefunden: "he who provokes his foe into giving up his life, gains victory at little cost." Lange gegrübelt, wie das mit dem lateinischen Vers zur Deckung zu bringen wäre. Manchmal ist man ja langsam und steht sich selbst im Weg, weil man sich von einer bestimmten Interpretation nicht freimachen kann. In diesem Fall war es die Vorstellung, der "Feind" müsse der Feind sein, Caesars Feind; und völlig ratlos gewesen wegen des passiven vincitur. Erst eine zweite Übertragung machte die Sache klarer: "he falls not without price Who with his life-blood challenges the fray." Das heißt, dein Sieg durch den Heldentod deines Gegners hat dennoch seinen Preis (in Blut), wozu auch der Vers ... iuventus ... damno peritura meo, "die Truppe, die zu meinem Schaden zugrunde geht", paßt. Was die erste Übersetzung ("he who provokes ...") eigentlich sagen will, wenn nicht das genaue Gegenteil der zweiten, ist mir nicht klar.

Eine seltsame Konstruktion ist Lucan IV 280: perdant velle mori Das kann wohl nur soviel heißen wie "sollen sie es ruhig aufgeben, sterben zu wollen", eine Konstruktion mit perdere, die mir neu ist. Nichts dazu gefunden in den Wörterbüchern.


Versucht, die Konzepte der Kumulativen Inzidenz, der Inzidenzdichte und der Inzidenzrate zu verstehen. Ok, die Kumulative Inzidenz C ist der Anteil der Menschen N1 an der Beobachtungsmenge N0, die in einem gegebenen Zeitraum mindestens einmal an der Krankheit erkranken: C = N1/N0. Ist die Beobachtungsmenge gleich der Gesamtbevölkerung, spricht man von der Prävalenz P einer Krankheit. Sie ist eine Zahl zwischen 0 und 1 und kann, auf eine bestimmte Person bezogen, als Wahrscheinlichkeit für diese Person interpretiert werden, im gegebenen Zeitraum an der Krankheit zu erkranken.

Die Inzidenzdichte I ist kein so einfaches Konzept mehr. Das beginnt schon mit dem darin zum Tragen kommenden Begriff der "Personenzeit unter Risiko". Ok, als Risikozeit bezeichnet man die Zeit, die ein Individuum gesund ist, also dem Risiko unterliegt, zu erkranken. Die Personenzeit unter Risiko ist nun die Risikozeit aller betrachteten Individuuen zusammengenommen. Die Inzidenzdichte ist dann das Verhältnis der Anzahl von Erkankungsfällen n pro Personenzeit unter Risiko T: I = n/T. Dieser Wert liegt zwischen 0 und unendlich pro Zeiteinheit, wobei die Einheit austauschbar ist, da sie unabhängig ist von der Länge des Beobachtungszeitraums, wofern angenommen wird, daß die Inzidenzdichte konstant bleibt (bei chronischen Erkrankungen beispielsweise). Ich muß gestehen, daß ich mir unter diesem Wert absolut nichts vorstellen kann. Was ist das intuitiv? Keine Ahnung. Ist das überhaupt ein Wert, für den die Alltagssprache einen Begriff hat wie etwa "Geschwindigkeit" oder "Beschleunigung"?

Die Inzidenzrate R ist wieder einfach. Sie ist das Verhältnis zwischen Anzahl der Erkrankungen n und dem zeitlichen Mittel der Populationsgröße N. Zeitliches Mittel deswegen, weil in jeder Population Zu- und Abwanderung, Sterbefälle und Geburten auftreten und die Zahl der beobachteten Individuen je nach gewähltem Zeitraum mehr oder weniger start schwankt. Multipliziert man die gemittelte Populationsgröße mit der Länge des Beobachtungszeitraums, erhält man unter Vernachlässigung der Krankenzeiten wieder die Personenzeit unter Risiko. Weswegen R und I manchmal gleichgesetzt werden.