Die Jahreszahl des Datums zu schreiben wird immer seltsamer. (Neben der tagtäglichen Aufgabe, das in ihnen verlaufende seltsame Leben auch zu leben) Scheinbar sind die Zahlen alle neutral, abstrakt und beliebig, Zahlen halt, für sich selbst ohne Bedeutung. Tatsächlich schwingt bei der "19" (aber auch schon bei der "16", der "17" und der "18") aber ihr Abstand von dem mit, was ich als mein "normales" Leben bezeichnen möchte, und dessen Verlauf sich in der Erinnerung durch "normale" Zahlen ausgedrückt findet. Ich schreibe eine "19", und fast ergreift mich ein Grauen (keine Rede von Ehrfurcht). Die Menschen im Jahr 1919 schrieben auch diese Zahl, und für sie muß jene Gegenwart ja genauso selbstverständlich die Gegenwart des Jahres 1919 gewesen sein, wie uns heute die Gegenwart selbstverständlich die des Jahres 2019 ist. Aber wenn man mal anfängt, darüber nachzudenken, ist nichts mehr daran selbstverständlich, und alle Gewißheiten zerfallen zu einem fröstelnden Nichts. Man kann die Gegenwart nicht als selbstverständlich erleben, es sei denn, man ist total gedankenblind. Wenn man das nicht ist, wird man die Gegenwart (jede Gegenwart, und dadurch, das es mehrere gibt, die nicht austauschbar oder vergleichbar sind) als höchst beunruhigend, als zutiefst verstörend empfinden müssen. Und auch, daß diese Zahl ständig wächst. Und jedes Jahr wird es aufs neue selbstverständlich, während die kleineren Zahlen es nicht mehr sind, und in diesem aus der Selbstverständlichkeit Fallen liegt das Grauenhafte. Wie war es möglich, einmal selbstverständlich im Jahr 2015 (oder 2014, oder 2013, oder 2012) gewesen zu sein? (Und doch fühlte es sich normaler an, 2012 zu schreiben. Als dehnte man einen vertrauten Körper in unzulässig extreme Werte.)