(Jonathan Franzen empfiehlt, einzusehen, daß der Klimawandel nicht aufzuhalten ist, und plädiert dafür, sich um lösbare Probleme zu kümmern. Damit ist er selbst Teil des Problems, dessen Unlösbarkeit er behauptet.)





Im Radio (Kulturnachrichten) den dämlichen Satz gehört: "Kinder sind die Museumsbesucher von morgen. Davon sind die Museumsleitungen in NRW überzeugt."

Nun, abgesehen davon, daß die Wahrheit dieser Aussage eine Frage der Logik, nicht aber der Überzeugungen ist, sind Kinder auch die Terroristen, Sexualstraftäter, Juwelendiebe, Drogenabhängigen, Alzheimerpatienten und Pflegefälle von morgen.





(Die Jahreszeit der Spendenaufrufe hat begonnen.)





[... ]Wir aber, die wir am Fadenende vor unseren Schirmen hocken, sind die Fruchtkörper, mit denen das Mycel hinauslauscht in die äußere Welt. [...]





(Auf manchen Baustellen wirken diese Bagger derart unbeholfen, daß man sich fragt, ob nicht drei, vier starke Männer mit Spaten schneller wären.)





Nach meiner unmaßgeblichen Meinung hat Greta Thunberg mehr für die Zukunft dieses Planeten getan als sämtliche bisherigen sogenannten Klimagipfel zusammengenommen. Die Boshaftigkeit und Häme, mit der diese starke, tapfere und aufrechte Frau überzogen wird, scheint sich mir nichts anderem zu verdanken als dem uneingestandenen schlechten Gewissen der Kritiker. Diese Kritik ist in folgende Kategorien zerlegbar:

    - Greta Thunberg bewirkt nicht genug.
    - Greta Thunberg bewirkt zu viel.
    - Greta Thunberg hat recht.
Würde Greta Thunberg zum Klimagipfel fliegen, käme der klassische tu-quoque-Vorwurf zur Anwendung. Sieh da, würde es von überall her tönen, Frau Thunberg benutzt ein Flugzeug. So so. – Also nimmt sie das Schiff, um diesem völlig irrelevanten Einwand von vorneherein, man erlaube mir den Scherz, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das aber ist auch wieder nicht recht. Denn: Sollen das jetzt alle machen? Das ist doch keine Lösung! Wir können doch den Flugverkehr nicht durch Segelboote ersetzen! Und dann rechnet man ihr buchhalterisch vor, daß sie, was weiß ich, die Klimaneutralität um ein paar hundert Gramm Kohlenstoffdioxid verfehle. Da kann man nur sagen, habt ihr sie noch alle? Führe sie andererseits gar nicht zum Gipfel, würde man sie wahrscheinlich des Kneifens bezichtigen. Mit einem Wort: Greta Thunberg kann machen, was sie will. Oder besser, sie müßte eine Lösung für das Klimaproblem herbeiführen, bei der alles so bleiben kann, wie es ist. Dann wäre man vielleicht zufrieden. Vielleicht – denn wo sie schonmal dabei ist, könnte sie doch noch eben den Weltfrieden herbeiführen, die Unterernährung aus der Welt schaffen, den Rechtspopulismus und den religiösen Fundamentalismus auflösen und ein Mittel gegen Cellulite erfinden. Aber wer weiß, was den Kritikern dann wieder nicht passen würde. (Vermutlich würde der Vorwurf laut, daß sie mit dem Mittel gegen Cellulite nur männliche Schönheitsvorstellungen bediene.)




Man kann natürlich aus allem ein Geschlechterrolenproblem machen, wenn man es darauf anlegt. In einer Kolumne, die den Einsatz von Vibratoren kritisch sieht, ist folgendes zu lesen:

Es bleiben Werkzeuge, die wir da benutzen. Dinge, die nicht zu uns gehören, die keine Empfindung haben und nicht auf uns reagieren können. Dinge, die zwischen uns und unseren Körpern stehen. Dinge, die Männer ursprünglich erfunden haben, um Frauen maschinell Orgasmen verpassen zu können. Dabei brauchen wir Frauen nun wirklich keine Hilfe in Form von Silikon und Plastik. Was wir brauchen, ist die Freiheit, unsere Sexualität genau so schamlos leben zu dürfen wie Männer.

„Dinge die Männer ursprünglich erfunden haben.“ Herrgott. Auch der Tampon und die hormonelle Empfängnisverhütung wurden von Männern erfunden. Außerdem das Fahrrad und das Auto. Das hat ihrer Beliebtheit nicht geschadet. Wenn euch das stört, daß die Erfinder Männer waren, warum habt ihr es dann nicht selbst erfunden? Oder laßt es halt, nehmt eine Binde, benutzt Kondome (wer hat die eigentlich erfunden?), werft den Vibrator auf den Müll, wenn ihr ihn nicht mögt und euren Finger lieber habt. Aber hört doch bitte damit auf, irgendwelche politischen Erwägungen an seine Benutzung oder Nichtbenutzung zu knüpfen. Denn das nervt. Wer hat eigentlich das Papiertaschentuch erfunden? Oder den Kugelschreiber? Und sollten Frauen nicht lieber mit dem Finger schreiben und sich in die Faust schneuzen, statt schon wieder Zuflucht zu einem Hilfsmittel zu nehmen, das Männer (vermutlich Oskar Rosenfelder im Falle des Taschentuchs, László József Bíró für den modernen Kugelschreiber) erfunden haben? Wird dadurch nicht eine Abhängigkeit von Männern zementiert? Und entfremdet es Frauen nicht von ihren Körpern, wenn sie so künstliche Dinge wie Taschentücher und Kugelschreiber benutzen? Der eigene Finger in der Malfarbe, die Rotze in der Faust dagegen vermögen Tabus und Hemmungen aufzubrechen, unter denen Frauen Jahrhunderte gelitten haben, und öffnen Frauen wieder den Zugang zum eigenen Körper, seinen natürlichen Funktionen und Ausscheidungen. Man findet solche Überlegungen zu Recht lächerlich. Und doch werden sie allen Ernstes beispielsweise in bezug auf Tampons angestellt. Der Tampon blockiere den natürlichen Abfluß; er trage mit dazu bei, die Menstruation zu einem Problem zu machen; er suggeriere die Unreinheit des Menstruums und fördere so Schamgefühle bei den Frauen; er verhindere, daß Frauen ihre Regelblutung als etwas Natürliches, ihrem Körper Gemäßes erlebten. Undsoweiter. Hat das eigentlich mal jemand über Klopapier so formuliert? Oder wie wäre es damit: Das Kondom verhindert den freien Ausstoß des Samens; es suggeriert die Unreinheit des Ejakulats und löst Schamgefühle bei Männern aus; es verhindert, daß Männer ihren Samenerguß als etwas Natürliches, Schönes, ihrem Körper Gemäßes erleben. Das letzte könnte man auch vom Papiertaschentuch sagen. Reden wir, statt solchen und ähnlichen Quatsch zu phantasieren, lieber über was Schönes. Reden wir über Vibratoren. Was für Typen gibt es, worin unterscheiden sie sich, was für Vor-und Nachteile haben sie, wie sind sie zu gebrauchen, wie eher nicht, wozu taugen sie, wozu eher nicht. Es gibt sicher gute Gründe, warum Vibratoren zum Einsatz kommen. (Sonst würden sie nicht so gerne benutzt.) Es gibt sicher auch gute Gründe dagegen. (Die Geschmäcker sind eben verschieden.) Politische Überzeugungen gehören nicht dazu. Mag sein, der Vibrator zwickt oder ist zu laut oder zu kalt oder zu starr oder was weiß ich. Dann läßt man es halt bleiben und nimmt lieber den Finger oder die Quietscheente. Jedoch bleiben zu lassen, was eigentlich Spaß macht, nur weil vermeintlich emanzipatorische Gründe dagegen sprechen, scheint mir eine bescheuerte Idee zu sein. Und was ist das überhaupt für eine Emanzipation? Von einem Gerät? Du meine Güte. Und was die in der Kolumne erwähnte Freiheit zur Schamlosigkeit betrifft: Die habt ihr. Längst. Ihr müßt sie nur noch nutzen. Das ist riskant. Aber das ist Freiheit immer.





Kaum wird ernsthaft die CO2-Steuer diskutiert, geht schon das Geschachere los. Die Steuer finden viele super, solange nur die anderen zahlen. Was, ich? Nein, ich zahle nichts! Weil ich hab es ja schwerer als die anderen. Und ich fliege ja nur einmal im Jahr. Also gut, höchstens zweimal. Und nur nach Mallorca, nie weiter weg. Das ist ja praktisch schon CO2-neutral. Aber die Wohnung, die muß ich warm haben. Weil ich friere halt schnell. Und dann werde ich krank. Oder es gibt Schimmel. Und sollen jetzt Arbeitslose nicht mehr heizen dürfen? Die werden sich keine Heizkosten leisten können. Geht immer auf die kleinen Leute, die mit zwei Autos auskommen müssen. Wie soll ich denn zur Arbeit kommen, wenn ich den Sprit nicht mehr zahlen kann? Etc etc ad nauseam.

Wenn man alle Einwände und Vorschläge zur Refinanzierung berücksichtigt, kommt man bei folgender Vorstellung heraus: Weniger Kohlendioxid, aber alles soll bitte so bleiben, wie es jetzt ist. Fliegen, Autofahren, Fernreisen; Wäschetrockner, Tiefkühlschrank und Internet; und dazu winters tropische Wärme in den eigenen vier Wänden. Die Diskussion über die CO2-Steuer ist schon jetzt, wo sie noch kaum begonnen hat, zum Davonlaufen. Ich habe allen Ernstes den Einwand gehört, daß ganze Urlaubsregionen einpacken könnten. Wovon sollen denn die Menschen auf den Kanaren leben, wenn keine Touristen mehr kommen? Worauf zu antworten wäre, daß es diesen Tourismus sowieso bald nicht mehr geben wird. Leute!, möchte man schreien, wir sind hier nicht beim Onkel Doktor. Es wird weh tun, verlaßt euch drauf.

Wen träfe eine CO2-Steuer am meisten? SUV-Fahrer, Flugreisende, Fleischesser, Menschen, die in großen Wohnungen und in freistehenden Häusern wohnen. Wen träfe die Steuer am geringsten? Diejenigen, die sich den Krempel eh nicht leisten können. Die Steuer wäre strikt verursacherbezogen, und damit äußerst gerecht. Wer viel CO2 mitproduziert, und das sind die Reichen, zahlt hohe Steuern, wer einen schlankeren Lebenswandel hat, das sind die Ärmeren, zahlt weniger. Die Not ärmerer Bevölkerungsschichten als Argument gegen die Steuer anzuführen, ist scheinheilig. Was wird besteuert? Nicht das Heizöl, sondern der CO2-Aufwand des Lebensstils. Der aber dürfte insgesamt gesehen unter den Ärmsten auch am geringsten sein, da die Mittel zur Bestreitung eines CO2-aufwendigeren Lebensstils bereits am geringsten sind. Niemand muß fliegen. Niemand muß verbrauchsintensive Autos fahren. Niemand muß Fleisch essen. Klar, die CO2-Steuer würde viele Lebensbereiche teurer machen. Und jetzt halten Sie sich fest: das ist ihr Sinn. Aber sie würde es den Steuerzahlern überlassen, wo und wieviel sie sparen, wie sie individuell auf die Steuer reagieren wollen.

Der Preisunterschied zwischen Bioprodukten und Erzeugnissen aus konventioneller Landwirtschaft würde geringer. Es gäbe einen Anreiz für die Industrie, energiesparend zu produzieren. Aufwendige Verpackungen würden verschwinden. Lokale Produktion würde gefördert, Transportwege verkürzt. Energie aus fossilen Brennstoffen würde teurer, Energie aus erneuerbaren Quellen bekäme einen Wettbewerbsvorteil. Viele Produkte, die jetzt aufgrund niedriger Energiepreise günstig zu haben sind, würden erheblich teurer. Aber der Kostendruck im Wettbewerb würde zu neuen Technologien und Vermarktungsweisen führen, die mit weniger Energie auskämen. Gegenwärtig besteht sehr wenig Anreiz, an Energie und Transport zu sparen. Das würde sich nach Einführung einer CO2-Steuer sehr schnell ändern. Auf lange Sicht würden sich auch Arbeitswege verkürzen, weil sich die Produktion lokal und dezentral umorganisieren würde. Das Wachstum der Megastädte würde abnehmen, ländliche Regionen als Arbeits- und Wirtschaftsräume aufgewertet. Vegetarische oder sogar vegane Lebensweisen wären nicht mehr nur aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen erwägenswert – sie wären schlicht und einfach billiger. Wenn Fernreisen nicht mehr erschwinglich wären, profitierte der regionale Tourismus. Die Städte und Kommunen gerieten unter Druck, attraktive Freizeit- und Erholungsangebote zu machen. Es gäbe wieder mehr Schwimmbäder und Parkanlagen, aus der CO2-Steuer mitfinanziert. Es gäbe einen Selektionsdruck für ganze Lebensstile, Kulturen, Narrative und Techniken.

Und das alles würde sozusagen von alleine passieren – mit nur einer einzigen Maßnahme als Triebfeder. Ein kleines Gesetz würde die Entwicklung einer post-fossilen Gesellschaft einleiten. Keine andere Einzelmaßnahme, von der Wohnungsdämmung bis zum EEG, hätte ein solches Potential oder wäre so gerecht.





gibt es noch Brennaufsätze für Gaskartuschen, jedenfalls nicht in einer so vergammelten Stadt wie Remscheid. Die halbe Einkaufsmeile wird von Infernos, Kodis, Tedis, Woolworths etc. bestritten, von denen die einen gerade eröffnet haben und die anderen schon wieder dichtmachen. Der einzige Laden, der mit so etwas wie "outdoor" zumindest dem Namen nach wirbt, hat keine Campingartikel mehr whatsoever. Bei "Einmalhinallesdrin" Real,-- gibt es nur Grills und Fahrradschläuche und sehr, sehr schlechte Werbung für Chocolaaaaaat!, Sie wissen schon. Es ist kein Wunder, wenn die Leute dann halt lieber gleich zu Globetrotter nach Köln fahren und den Erwerb eines Brennaufsatzes mit einem kleinen Shoppingevent in der Domstadt verbinden. Was dazu führt, daß wieder ein Kodi oder Tedi oder Zeemann oder Inferno in den umliegenden Mittelzentren schließt. (Nicht daß es schade darum wäre.)

Dann ist seit gestern ein Buch, das jetzt mo. na. te. lang entliehen war, laut OPAC endlich ausleihbar -- nur am Standort ist es nicht, gestern nicht, heute nicht, im weiteren Umkreis nicht, bei den Neuerwerbungen nicht, nix. Auch in der Zwischenzeit hat es niemand verbucht. Das heißt, irgendein Hirnprinz hat den Band in der Hand gehabt, sich dann dagegen entschieden und einfach irgendwo abgestellt. Was glauben die Leute eigentlich, ist eine Bibliothek? So eine Art Hüpfburg mit Büchern?





(Wie kann es eigentlich sein, daß die ersten Elektro-Tretroller bereits wenige Tage nach Inkrafttreten der Elektro-Kleinstfahrzeuge-Verordnung im Straßenverkehr auftauchten?)