Lucan IV, 637f, Kampf des Herkules gegen den Riesen Antaeus:

... numquam saeuae sperare nouercae
plus licuit: ...

Die noverca des Herkules ist Hera, der Zeus Sohn von einer Nebenfrau ein Dorn im Auge ist.

Ibid. 639: vidit ... cervicemque viri, siccam cum ferret Olympum Zu Olympus feminini generis finde ich a) eine Stadt in Kilikien und b) eine Stadt in Lykien. Beides paßt nicht. In den Übersetzungen ist von "Himmel" die Rede. Aber warum ist dann Olympus femininum? Oder worauf soll sich siccam sonst beziehen? Vielleicht auf cervicem? Dann hieße die Stelle: (Hera) sah (die vom Schweiß erschöpften Glieder und) den Nacken des Mannes, trocken (sogar damals), als er den Olympus trug (und jetzt schweißnaß).

Mehr Metonymie: Romana victoria (Römischer Sieg) für "Scipio". (IV 660)

Im Kommentar (Asso 2010) zu IV 598ff

hoc quoque tam uastas cumulauit munere uires
Terra sui fetus, quod, cum tetigere parentem,
iam defecta uigent renouato robore membra.

"The syntactical arrangement invites the reader to pause and marvel at Antaeus’ gift, as indicated by hoc quoque in emphatic position at the beginning of the sentence. Just as Terra accumulates her gifts to her son Antaeus, so does L. accumulate hyperbata to produce astonishment in his audience."

Der ätiologische Exkurs mit der Antaeuserzählung, meint Asso, dient nicht allein der Erzeugung von Spannung durch Verlangsamung. der Kommentator listet fünf Bezüge oder miteinander verknüpfte Themenfelder auf, die in der Episode evoziert werden. Jedes der fünf Felder arbeitet wiederum auf drei Ebenen, der literarischen, der historischen und der politischen. Die fünf Felder sind: der Schauplatz Libyen als elementare Naturgewalt; Libyen als geopolitische Entität; die Gigantomachie als Sinnbild für den Bürgerkrieg; der Bürgerkrieg als historisches Ereignis und als literarisches Sujet; die Erzählung von Herkules und Cacus in Vergils Aeneis als literarisches Vorbild. -- Die Revolte der Giganten gegen die olympische Ordnung könnte dann als Gleichnis für Caesars Revolte gegen die Ordnung der Republik gelesen werden. Asso bezeichnet die Hyperbole als "paradoxical", insofern in Lucans Dichtung Ordnung und Chaos ununterscheidbar sind. Daß Caesar die alte Ordnung der Republik niederwirft und sie durch seine eigene Ordnung ersetzt, bedeutet eine paradoxe Umkehr von Ordnung und Chaos, so daß gleich einem Vexierspiel Chaos bald als Ordnung, Ordnung bald als Chaos erscheint. Was eigentlich bedeutet, daß der Mythos nicht als Allegorie taugt; weder stehen die Olympier für die republikanische, noch die Giganten für die Caesarische Ordnung (oder respektive Chaos) -- warum aber schaltet ihn Lucan dann aber in seine Dichtung ein?


Ausgeliehen: Matthias Brandt, Raumpatrouille; ein Buch mit gesammelten Texten von Sloterdijk zum Ernst der Lage; ein Buch mit gesammelten Interviews von Chomsky, gleichfalls zum Ernst der Lage; und Auf einmal diese Stille. Die Oral History des 11. September So etwas zu lesen, zeugt eigentlich von einem morbiden Interesse. Aber Katastrophen ziehen mich nunmal an wie Scheiße die Fliegen, es ist nicht zu ändern.







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