(Jonathan Franzen empfiehlt, einzusehen, daß der Klimawandel nicht aufzuhalten ist, und plädiert dafür, sich um lösbare Probleme zu kümmern. Damit ist er selbst Teil des Problems, dessen Unlösbarkeit er behauptet.)






Wenn man es nicht "Klimawandel" nennt, sondern "Klimakatastrophe" (wie etwa der IPCC), dann klingt Franzens Empfehlung selbstmörderisch.


Ärgerlicherweise ist es das für Franzen selbst eben gerade nicht. Da spricht einer aus einer sicheren Warte heraus und gibt Ratschläge für eine Welt, die er selbst -- als bereits jenseits der sechzig -- vermutlich nicht mehr erleben muß. (Ich weiß nicht, ob Franzen Kinder hat.)

So langsam begreife ich auch emotional den Zorn der Jugendlichen.


Hab die Lektüre seines Buches wieder abgebrochen. Ich schiebe das immer mir in die Schuhe, aber manchmal zweifle ich dann.

Habe schon gehört, man solle Maschinen erfinden, die das Co2 aus der Atmosphäre filtern. Wie man die antreibt blieb offen. Perpetuum mobile vielleicht? Oder Atomstrom? Es ist zum wahnsinnig werden.


Klar, die Überlegung liegt nahe: Entfernen wir doch einfach das Kohlendioxid wieder aus der Atmosphäre. Da gibt es aber ein paar Probleme. Erstens: Genau die Energie, die ich bei der Produktion von CO2 gewinne (also beim Verbennen von Holz oder eben fossilen Energieträgern), muß wieder aufgewendet werden, wenn ich aus dem CO2 wieder Kohlenstoff und Sauerstoff machen will. Das bedeutet nichts anderes, als daß man die Energie, die man 150 Jahre lang zur Produktion von Gütern, zum Herumfahren, zum Heizen etc. verbraucht hat, wieder einsetzen müßte, um sozusagen aus den abgebrannten Streichhölzern wieder frische zu machen. Stellen Sie sich vor, jedes Kohlenfeuer, jeder Hochofen, jedes Gaslicht, jede Schmiede aber auch jede elektrische Beleuchtung (aus Kohlenstrom), jede Entlüftung, jede Maschinenleistung, jeder Flug, jedes Kaffeekochen, jede Autofahrt von 150 Jahren müßte quasi rückgängig gemacht werden. Da haben Sie ungefähr das Ausmaß der Aufgabe.

Natürlich gibt es bereits CO2-Speicheranlagen, die mit erneuerbaren Energien arbeiten. Aber die sind sehr langsam und nicht besonders effizient. Man nennt sie Pflanzen, und die Technik Photosynthese. Wir haben, was über geologische Zeiträume abgelagert wurde, nämlich hunderte Generationen von Wäldern des Karbon, in 150 Jahren sozusagen "abgeholzt". Den darin enthaltenen Kohlenstoff haben wir in die Atmosphäre freigelassen. So viele Wälder kann man gar nicht pflanzen, um das wieder zurückzuholen. Zumal ein Wald, der nicht wächst, CO2-neutral ist, das heißt, er gibt genauso viel CO2 ab wie er aufnimmt. Man müßte schon regelmäßig Holz ernten und dann irgendwo verrottungssicher einlagern, um zu verhindern, daß das Treibhausgas früher oder später wieder in die Atmosphäre entweicht. (Das Ende aller Lebensprozesse ist Wasser und CO2.) Mit anderen Worten: Man müßte die Kohle- und Erdöllagerstätten mit ebenso viel Biomasse wieder auffüllen, wie ursprünglich in ihnen enthalten waren.

Eine andere Möglichkeit wäre, das CO2 nur zu filtern und dann irgendwo einzulagern. Dazu muß es dann aber sicher gelagert werden, was zahlreiche andere Probleme aufwirft.


sehr interessant, vielen Dank! Hab mir erst gestern über die Endlagerung in Morsleben Sorgen gemacht, weil ein Artikel in der Zeitung war. Irgendwie klingt das alles so unfassbar unlösbar.


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