Nach meiner unmaßgeblichen Meinung hat Greta Thunberg mehr für die Zukunft dieses Planeten getan als sämtliche bisherigen sogenannten Klimagipfel zusammengenommen. Die Boshaftigkeit und Häme, mit der diese starke, tapfere und aufrechte Frau überzogen wird, scheint sich mir nichts anderem zu verdanken als dem uneingestandenen schlechten Gewissen der Kritiker. Diese Kritik ist in folgende Kategorien zerlegbar:

    - Greta Thunberg bewirkt nicht genug.
    - Greta Thunberg bewirkt zu viel.
    - Greta Thunberg hat recht.
Würde Greta Thunberg zum Klimagipfel fliegen, käme der klassische tu-quoque-Vorwurf zur Anwendung. Sieh da, würde es von überall her tönen, Frau Thunberg benutzt ein Flugzeug. So so. – Also nimmt sie das Schiff, um diesem völlig irrelevanten Einwand von vorneherein, man erlaube mir den Scherz, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das aber ist auch wieder nicht recht. Denn: Sollen das jetzt alle machen? Das ist doch keine Lösung! Wir können doch den Flugverkehr nicht durch Segelboote ersetzen! Und dann rechnet man ihr buchhalterisch vor, daß sie, was weiß ich, die Klimaneutralität um ein paar hundert Gramm Kohlenstoffdioxid verfehle. Da kann man nur sagen, habt ihr sie noch alle? Führe sie andererseits gar nicht zum Gipfel, würde man sie wahrscheinlich des Kneifens bezichtigen. Mit einem Wort: Greta Thunberg kann machen, was sie will. Oder besser, sie müßte eine Lösung für das Klimaproblem herbeiführen, bei der alles so bleiben kann, wie es ist. Dann wäre man vielleicht zufrieden. Vielleicht – denn wo sie schonmal dabei ist, könnte sie doch noch eben den Weltfrieden herbeiführen, die Unterernährung aus der Welt schaffen, den Rechtspopulismus und den religiösen Fundamentalismus auflösen und ein Mittel gegen Cellulite erfinden. Aber wer weiß, was den Kritikern dann wieder nicht passen würde. (Vermutlich würde der Vorwurf laut, daß sie mit dem Mittel gegen Cellulite nur männliche Schönheitsvorstellungen bediene.)





Hier wird der gleiche Gedanke in einen allgemeineren Kontext gestellt: Personen sind keine Argumente. Sollte in jedem Kommentarformular kurz eingeblendet werden.


Ach, diese ganze Berichterstattung. Reine "Frau im Spiegel". Thunberg hat dem Protest ein Gesicht gegeben; das reicht doch.


Das reicht nicht, das genau ist das Problem. Propheten sind nunmal nicht beliebt, denn wäre ihre Botschaft angenehm, bräuchte es die Propheten nicht. für angenehme Botschaften gibt es die Populisten und die Sirenen.

Die Berichterstattung ist ja nicht nur voller Banalitäten und Tratsch. Sie ist boshaft und voller Häme. Ich denke, man erträgt die Wahrheit der Nachricht nicht und straft dafür den Boten.